Bertold Brecht, Erinnerung and die Marie A.

An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: ich kann mich nicht erinnern.
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: ich küsste es dereinst.

Und auch den Kuss, ich hätt’ ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke da gewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.

Bertold Brecht

In quel giorno nel mese azzurro di settembre tenevo abbracciato il mio pallido e silenzioso amore sotto un giovane susino, come un dolce sogno. E sopra di noi, nel bel cielo d’estate, c’era una nuvola che vidi a lungo; era molto bianca ed altissima nel cielo, e quando guardai in alto non c’era già più.

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Hugo von Hofmannsthal, Die Beiden

Sie trug den Becher in der Hand
– Ihr Kinn und Mund glich seinem Rand –,
So leicht und sicher war ihr Gang,
Kein Tropfen aus dem Becher sprang.

So leicht und fest war seine Hand:
Er ritt auf einem jungen Pferde,
Und mit nachlässiger Gebärde
Erzwang er, daß es zitternd stand.

Jedoch, wenn er aus ihrer Hand
Den leichten Becher nehmen sollte,
So war es beiden allzu schwer:
Denn beide bebten sie so sehr,
Daß keine Hand die andre fand
Und dunkler Wein am Boden rollte.

Hugo von Hofmannsthal

Lei portava il calice nelle mani, lo teneva davanti alle labbra come se stesse per bere. La sua camminata era talmente leggera e sicura che non versò nemmeno una goccia.

Lui, con mano leggera ma sicura, cavalcava un giovane cavallo, e con un gesto noncurante lo fece fermare.

Tuttavia, quando lui provò a prendere il calice dalle mani di lei, nonostante la sua leggerezza nessuno dei due ne fu capace: le mani di entrambi tremavano così tanto che nessuna delle due trovò l’altra, e il vino scuro cadde a terra.

Una poesia ritrovata per caso

Erinnerung an die Marie A (Bertold Brecht)

[…]

Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke dagewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumebäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.

Questa è una poesia in cui sono incappato giorni fa, mentre guardavo il film Le vite degli altri (che consiglio a tutti di vedere). Mi ha ricordato un episodio, mesi fa, quando mi venne letta da qualcuno. Qualcuno che ne era stato colpito e l’aveva usata come ispirazione per comporre una canzone. Continua a leggere »

Joseph von Eichendorff, Mondnacht

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff

Ci sono momenti in cui vedi qualcosa che ti ricorda subito qualcosa che hai studiato o letto da qualche parte. Questa notte, tornando a casa dal cinema, è successo questo. Nel silenzio di via Mendola, con la luna piena che risplendeva nel cielo sereno, sembrava proprio che il cielo stesse silenziosamente baciando la terra, come scrisse Eichendorff. C’era pure il fruscio del vento. Purtroppo però non si è verificata l’ultima strofa della poesia, e la mia anima è rimasta dov’era prima. Si vede che ci riescono solo i veri Romantici, vai a sapere.

(un doveroso saluto a tutti gli studenti che, nel disperato tentativo di trovare l’analisi di questa poesia in internet, sono sbarcati su questa pagina!)